Station 17 / Luc Palmer

Die Bilder von Luc Palmer weisen unterschiedliche Abstraktionsgrade auf. Die Quellen liegen im Gesehenen, und selbst was nach reinem Linienspiel aussieht, ist freie Weiterentwicklung buchstäblicher Abstrahierung von Naturerscheinungen – zum Beispiel einer Reflexion auf dem Wasser, eines Schattens oder des Gefüges eines Astwerkes.

Die Zeichnung ist Luc Palmers erstes Mittel zur Bildfindung; seine kleinen Formate erinnern in ihrer Feinheit an die aufgezeichneten Beobachtungen der Naturforscher in Lexika und Atlanten, denen seine Zuneigung seit jeher gilt – zumal, wenn es um Tiere und Pflanzen geht. Aber auch aus Holzschnitten der Renaissance entlehnt er Linien, die sich dann, wie unter der Lupe betrachtet und ihres Kontextes beraubt, in neuem Umfeld wiederfinden.

Je größer die Formate werden, umso freier werden sie, umso mehr schafft sich die Differenzierung der malerischen Oberfläche Raum: delikat ausgeführte Passagen begegnen skizzenhaften, Präzision steht gegen Verwaschung. Linien bilden sich schwebend vor Hintergrundflächen ab oder sickern in sie ein. Und gegen eine eingängige Harmonie opponieren Brüche und scheinbar deplatzierte Details.

Wie um den Kreis strukturell-formaler Aspekte zu schließen, kehren vermehrt konkret figurative Elemente aus den kleinformatigen Zeichnungen in die Gemälde zurück, wie aufgeklebt, grafisch, auch comic-artig: ein monumentaler Backenzahn, Hände, die etwas demonstrieren zu scheinen … isolierte Körper-Fragmente.

Etwas Morbides hat allüberall ästhetische Strahlkraft.

{Jürgen Palmer}

 

Palmer im Galerienhaus / Stuttgart
27. Mai bis 22. Juli 2023

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